Freicampen im Wohnmobil oder Wohnwagen
Frei wie ein Vogel, aber nicht vogelfrei
Wohnmobilisten und alle anderen Camper sehen sich gerne in Verbindung mit „Freiheit“ und „autark sein“ genannt. Das Adjektiv „autark“ entstammt dem Griechischen – autárkēs – und bedeutet so viel wie „auf niemanden angewiesen sein“ beziehungsweise „unabhängig“ oder „sich selbst genügend“ sein.

Freiheit und Autarkie soll jedoch keineswegs sagen dass man keine Grenzen hat oder gar auf niemanden Rücksicht nehmen muss.
Ganz im Gegenteil: Es bedeutet, mit sich, den anderen und der Natur im Einklang zu stehen. Auf Wohnmobil-, Wohnwagen- beziehungsweise Camperleben übertragend, kann man interpretieren: Du stehst außerhalb eines Campingplatzes oder offiziellen Stellplatzes mit Ver- und Entsorgung sowie eventuell sanitären Anlagen. Und zwar nicht im Pulk, sondern eher alleine, höchstens noch mit ein oder zwei weiteren „Artgenossen“.
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Bitte verwechsele „autarkes Campen“ nicht mit „wild Campen“, denn letzteres ist in den meisten europäischen Ländern verboten. Also bitte vor Reiseantritt ausführlich über die gegebenen Bedingungen informieren! Hierzulande darfst du für eine Nacht überall dort nächtigen, wo kein ausdrückliches Halte- oder Parkverbot besteht – zur Regenerierung deiner Fahrtüchtigkeit.
Generell gibt es auch in Deutschland immer mehr Angebote an Stellplatzmöglichkeiten ohne allem, aber vor allem an Plätzen auf Privatgelände wie bei Winzern oder auf Bauernhöfen. Unser Nachbarland Frankreich ist da Vorreiter: Hier gibt es bereits seit vielen, vielen Jahren viele, viele Plätze zum autarken Stehen.
„Autark“ campen bedeutet im Klartext: Du bist unabhängig von Hilfen außerhalb. Du benötigst weder Gas noch Landstrom noch Ver- und Entsorgung. Natürlich kann das nur für maximal ein bis zweit Tage funktionieren, denkt man an die Entsorgung der Toilette. Aber schließlich heißt es – gerade bei Wohnmobilisten –, dass das Weiterreisen Sinn der Sache sei…
Im Folgenden wollen wir dir ein paar Tipps an die Hand geben, was du unbedingt (!) zum autarken Campen benötigst, beziehungsweise, was zu beachten ist. Dabei geht es in erster Linie um
• Gas • Wasser • Strom • Toilette • Lebensmittel
Gas, zuständig für Kälte und Hitze
Kaum etwas anderes an Bord ist so wichtig wie Gas. Du benötigst es nicht nur zum Kochen, vielmehr ist es auch für Heizen und Kühlen zuständig. Dein Herd läuft über Gas – teils auch Grill und Backofen –, dein Kühlschrank kann über Gas betrieben werden, obwohl er ebenfalls über 12 Volt oder Landstrom – den man ja nicht beim autarken Campen hat (!) – läuft, und natürlich benötigen Heizung an kälteren Tagen sowie Warmwasser zum Duschen ebenfalls Gas. Eben ein „Multitalent“, das aus dem Camper-Alltag nicht mehr wegzudenken ist!?
Folgende Dinge können nützlich und vor allem beim autarken Campen unabdingbar sein:
Sorge für ausreichenden Gasvorrat!
Das bedeutet, dass du auf jeden Fall eine zweite, bei längerem Aufenthalt eine weitere Ersatzflasche dabei haben solltest. Auch für den Außenkocher oder Grill empfehlen sich Kartuschen in ausreichender Anzahl. Und damit du nachts nicht plötzlich im Kalten – denn Gasflaschen werden erfahrungsgemäß immer nachts leer – wechseln musst, ist die DuoControl CS – unumgänglich. Sie schaltet nämlich automatisch von der leeren auf die volle Flasche um. Vor der unliebsamen Überraschung, dass du später plötzlich ganz ohne Gas dastehst, solltest du dich mit einem hochwertigen Gasprüfer oder Gasanzeiger schützen.
Sorge für das richtige Gas!
Klingt komisch, aber es gibt wirklich Unterschiede, die – je nach Aufenthaltsort – auch Auswirkungen auf deinen weiteren Aufenthalt haben können. Es gibt Propangas und Butangas. Beides ist okay, und das Angebot von Land zu Land unterschiedlich. Der Hauptunterschied besteht im Brennwert sowie im Anschaffungspreis. In der Regel bekommt man bei uns Propangas, das selbst im Winter bei bis zu -30°C einsetzbar ist. Butangas ist für unsere Winter nicht tauglich.
Sorge für die richtige Gasflasche!
Gasflaschen – in der Regel 11-kg-Flaschen – gibt es in den Varianten Stahl oder Aluminium, die bei uns normalerweise grau beziehungsweise blau sind. Fürs autarke Stehen ist es im Prinzip gleichgültig, welche du mitführst. Allerdings nur „im Prinzip“: Die leichtere Aluflasche bekommst du nämlich nicht immer und überall gewechselt, was wichtig wäre, wenn du länger – vor allem im Ausland – unterwegs bist. Außerdem solltest du Euroadapter mit dir führen, denn leider sind immer noch weder Gasflaschen noch ihre Anschlüsse europaweit einheitlich. Ideal sind nachfüllbare Flaschen oder Gas-Tanks.
Sonstiges
Neben der bereits angesprochenen DuoControl CS und den Euroadaptern sind Dinge wie ein Gasflaschen-Schlüssel und ein Gaswarngerät nützliche Helfer, schließlich willst du ja autark sein…
Wasser ist nicht nur zum Waschen da
Wasser ist nicht nur zum Waschen und Zähneputzen da, auch zum Kochen und Abwaschen, um den Hundenapf zu füllen, die Toilettenspülung zu betätigen (Benötigt übrigens erstaunlich viel Wasser!) oder Flächen abzuwischen benötigt man das kühle Nass. Moderne Wohnmobile außerhalb der „Luxusklasse“ besitzen in der Regel einen Wassertank mit 60-100 Litern Fassungsvermögen. Das reicht für mehrere Tage autarken Stehens – je nach Verbrauchsbedarf.
Hier ein paar Tipps, wie man den Verbrauch ein wenig drosseln beziehungsweise die Wassermenge erweitern kann:
• Man muss nicht unbedingt jeden Tag duschen!
• Beim Duschen Wasser nur laufen lassen, wenn nötig, also beispielsweise „trocken“ einshamponieren.
• Im Sommer kann man sich im See oder Fluss reinigen. Wenn unbedingt mit Shampoo, dann aber bitte mit biologisch abbaubarem!
• Solar-Campingduschen mit einem Fassungsvermögen von 20 Litern, die sich – draußen aufgehängt – bei Sonnenschein auf bis zu 50°C aufheizen können, sind echte Alternativen. Vor allem für die Haarwäsche.
• Ein Ersatzkanister für ca. 10 bis 20 Liter Wasser ist ideal zum Kochen, da hier das Wasser nicht so lange in einem Tank absteht.
• Außerdem kann man aus zahlreichen Flüssen und Seen mit Trinkwasserqualität etwas mit dem Kanister zum Abwaschen, Kochen etc. entnehmen.
Strom ist nicht gleich Strom
Strom kommt mit einer Spannung von 220/230 Volt aus der Steckdose – was natürlich nicht beim autarken Campen geht. Langjährige Camper wissen jedoch: Es funktioniert auch ohne Landstrom!
Da gibt es die (Auto)Batterie(n) – 12 Volt – oder Solaranlagen, Umwandler, Generatoren, andere Batterien inklusive verschiedener Hilfsmittel zu nennen. Alle haben Vor- und Nachteile:
Strom durch die Bordbatterie – man unterscheidet zwischen Motor- und Aufbaubatterie – ist nicht über einen langen unbegrenzten Zeitraum hinweg nutzbar. Ideal sind zwei Bordbatterien oder eine zusätzliche Solaranlage, die diese speist. Sonnenkollektoren sind beim Campen weitverbreitet, ob als auf dem Wohnmobildach fest installierte oder als mobile Paneelen. Dabei gibt es sowohl im Preis als auch in der Leistung Unterschiede. Bitte beachte: Die meisten funktionieren nur – dem Namen entsprechend – bei Sonnenschein, den man allerdings nicht immer und überall hat. Hochwertige Anlagen laden auch, wenn man unter einer Laterne steht. Über den Einsatz eines Generators, welcher über Treibstoff betrieben wird, kann man geteilter Meinung sein. Tatsache ist, dass er nicht ununterbrochen laufen kann, da er zu viel Sprit verbraucht, und die meisten Modelle einen Höllenlärm veranstalten, was die Idylle beim autarken Stehen empfindlich beeinträchtigt.
Wozu aber benötigt man Strom? Die wichtigsten Dinge wie Licht, Toilettenspülung, Herd, vielleicht noch der Backofen, Heizung und Kühl-/Gefrierschrank funktionieren auch ohne Strom: Entweder laufen sie über Gas oder die Aufbaubatterie. Fön, Kaffeemaschine, Rasierapparat & Co. … alles ersetzbar. Fernseher? Geht auch mit 12 Volt (Oder ganz ohne TV leben!?). Das Laden von Mobilgeräten wie Handy oder Laptop geht mit einem entsprechenden Equipment ebenfalls ohne Landstrom.
Hier einige Tipps & Tricks, wie man sich ohne externen Stromanschluss mit einigem Zubehör helfen kann:
Zigarettenanzünder
Der Zigarettenanzünder geht jedoch nur während der Fahrt, kann aber dann prima – mittels eines USB-KFZ-Schnelladeadapters – zum Laden von Handy & Co. genutzt werden. Einmal geladene Geräte halten in der Regel mehrere Tage.
(Akku-)Ladegerät
Zahlreiche Dinge wie Kameras, Fernbedienungen etc. benötigen Batterien. Am besten, du kaufst wiederaufladbare Akkus – was sowieso umweltschonender ist –, dann kannst du diese mit einem entsprechenden KFZ-Ladegerät über den 12-Volt-Anschluss jederzeit aufladen. Dank eines universal Power-Adapters lässt sich sogar dein Laptop in Gang halten.
Powerbank
Mit einer Powerbank lassen sich eBook Reader, Handys etc. mehrmals aufladen, ehe diese selbst aufgeladen werden muss.
Spannungswandler
Ein Spannungswandler – auch als Wechselrichter bezeichnet – ist ein Gerät, welches aus 12 Volt eine Wechselspannung von 230 Volt erzeugt und somit die Möglichkeit gibt, auch Dinge wie Kaffeemaschinen beim autarken Camping zu verwenden.
Lass mich dir abschließend von uns noch ein paar Alternativen aufzeigen:
• Haare muss man nicht zwingend fönen! Speziell im Sommer trocknen diese – vor allem bei Kurzhaarfrisuren – prima an der Luft.
• Kaffee kann man auch ohne Kaffee- oder Pad-Maschine geschmackvoll zubereiten: Wasserkessel, Papierfilter oder der typische italienische Espressokocher gehören neben Wasser und Kaffeepulver zum Equipment.
• Wer Brötchen aufbacken oder Weißbrot toasten möchte und keinen Camping-Backofen an Bord hat, muss nicht verzichten: Es gibt Aufsätze – so genannte Campinttoaster – für den Gasherd.
Nebenbei: Campen war und sollte auch weiterhin entspannend, romantisch und „anders“ sein. Also verzichte doch mal auf Licht und Fernsehen, zündet stattdessen eine Kerze an, unterhaltet euch, spielt etwas zusammen oder genießt einfach die Stille und die Natur!
Keiner spricht drüber, aber jeder braucht sie: die Toilette
Früher, da ging man einfach in den Wald… Aber früher waren auch nicht so viele Menschen unterwegs und man wusste wenig über Umweltverschmutzung etc. Heute sollte jeder Camper eine Campingtoilette mit sich führen und vor allem diese auch benutzen!
Man unterscheidet generell zwischen fest installierten oder beweglichen Toiletten, sowie zwischen solchen mit herausnehmbarer Kassette oder mit einem Fäkalienbehälter. Die gängigste in Wohnmobilen und teils auch in Wohnwagen verbaute ist die Kassettentoilette. Sie wird entweder über den Frischwassertank oder mit eigenem System gespült. Früher wie heute existiert(e) das mobile Porta Potti, optimale Alternative zur fest eingebauten Kassettentoilette. Fürs autarke Stehen bedeutet es in beiden Fällen: Spätestens in zwei bis drei Tagen – je nach Anzahl der Benutzer – muss eine entsprechende Entsorgungsstation angefahren werden. Alternative für Wohnmobile ist eine Zweitkassette in der Heckgarage. Bei starker Hitze aber wegen der Geruchsbildung nicht über Tage hin anzuraten.
Große Wohnmobile besitzen oft eine Bodentoilette. Das heißt, sie haben einen fest eingebauten Unterflur-Fäkaltank. Fakt ist, dass das Fassungsvermögen wesentlich größer und damit die Autarkie länger gewährt ist. Entsorgt wird unmittelbar durch den Boden – mit starker Geruchsbelästigung zum Leidwesen der Umstehenden. Nicht ganz neu, aber in letzter Zeit häufiger im Gespräch, sind Trockentoiletten, auch als „Eimertoiletten“ bekannt. Dabei laufen Urin und Kot in unterschiedliche Behälter und werden ohne Chemie mittels eines Granulats zersetzt. Ferner gibt es die „Cactus-Toilette“ mit in die Schüssel eingehängten Beuteln. Entsorgt werden kann im Restmüll. Achtung: Beim autarken Camping ist der Mülleimer sehr schnell voll, daher für ausreichende Müllbeutel und Lagerplatz sorgen!
Geräuschvoller, wasser- und stromfressender ist die Zerhackertoilette, die mittels eines Elektromotors die Hinterlassenschaften häckselt. Das Umrüsten herkömmlicher Toiletten auf dieses System ist möglich. Entsorgt wird wie bei der Bodentoilette. Ein kleines Tankvolumen, daher für unsere Zwecke nicht unbedingt empfehlenswert, besitzt die Vakuumtoilette, die selten – und wenn dann in „Luxusklassenwohnmobilen“ – vorkommt. Auch dieses System ist sehr geräuschvoll. Teuer, aufwändig und bislang extrem selten ist die Verbrennungstoilette. Vielleicht aber zukunftsträchtig, denn von den Ausscheidungen bleibt lediglich trockene Asche übrig.
Nun hast du die Qual der Wahl bei einer Neuanschaffung oder Umrüstung. Übrigens: Bis auf die Systeme, wo „Trockenabfall“ das Resultat sind, müssen alle anderen WCs an einer dafür vorgesehenen Entsorgungsstelle geleert werden. Keineswegs wild entsorgen!
Was du sonst noch wissen solltest
Viele Dinge sollten selbstverständlich sein, sowohl beim allgemeinen als auch beim autarken Campen. Leider ist es bei vielen Menschen nicht der Fall, sodass wir dir hier eine kleine „Erinnerung“ mit auf den Weg geben möchten:
Kein „Kuschelcamping“!
Willst du, dass dir dein Nachbar von seinem Essbereich aus auf deinen Teller oder gar in dein Bett schaut? Sicherlich nicht! Dann halte Abstand! Speziell fürs autarke Stehen gilt: Mehr als drei Wohnmobile sollten aus innerer Überzeugung nicht zusammenstehen.
Kein „Umgebungs-Rowdy“!
Benutze den Leitsatz: Stehe so, wie du es als Anwohner akzeptieren könntest. Direkt neben Sehenswürdigkeiten ist autarkes Campen verboten. In Wohnsiedlungen solltest du den Anwohnern nicht die Sicht versperren oder die Optik stören. Lieber mal nachfragen, wenn du irgendwo für eine Nacht stehen möchtest!
Kein Auffallen um jeden Preis!
Verhalte dich unauffällig! Respektiere Flora und Fauna! Kein „wildes“ Campen in Natur- oder Landschaftsschutzgebieten… nicht auf Wanderwegen oder an direkten Strandzugängen… keine Markise rausfahren oder Stühle und Tisch rausstellen – und wenn doch, spätestens am Abend wieder einräumen… keine laute Musik.
Frei stehen auf Privatgrundstücken ist ohne zuvorige Genehmigung des Besitzers verboten und strafbar!
Nimm deinen Müll mit zum nächsten Container!
Fazit:
Autark Campen ist nicht jedermanns Sache, und das ist auch gut so! Wer es dennoch tut, kann viel Freude und das fantastische Gefühl von Freiheit genießen, wenn er sich an zuvor genannte Dinge hält. Und nur dann wird man es uns auch weiterhin erlauben!